Blog: Solidarität in der Krise. Corona und die Folgen

Solidarität ist zum Schlüsselbegriff der „Corona-Krise“ geworden. Doch welche Solidarität wollen „wir“? Wie kann uns der Begriff helfen, die Krise zu beschreiben? Und was folgt daraus? Darüber wollen wir auf unserem neuen Blog “Solidarität in der Krise: Corona und die Folgen” aus ganz unterschiedlichen Perspektiven diskutieren. Die kurzen Beiträge leuchten das analytische wie gesellschaftspolitische Potential der krisengebundenen „Praktiken der Solidarität“ aus – kontrovers und vielschichtig.

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Praktiken der Solidarität:

Strukturen und Dynamiken transnationaler Solidarität im 20. und 21. Jahrhundert

Solidarität ist ein Schlüsselbegriff der Gegenwart – und ein zentrales Problem gesellschaftlicher Zukunft. Denn es ist strittig, wie moderne Gesellschaften angesichts ihrer grenzüberschreitenden Verflechtungen knappe Güter gerecht verteilen sollten. Das Verbundprojekt untersucht Praktiken der Solidarität und ihre normativen Grundlagen. Was genau meint Solidarität angesichts (globaler) Krisenphänomene? Was ist von der „Zärtlichkeit der Völker“, von der einst Che Guevara träumte, geblieben? Gab es sie je? Lässt sie sich heute auf neue Weise leben? Und welche Konflikte entstehen aus den „Praktiken der Solidarität“? Darüber denken HistorikerInnen, PhilosophInnen und SoziologInnen aus Augsburg und München zusammen mit Kooperationspartnern aus (inter-)nationalen Organisationen, (trans-)lokalen NGOs und Gewerkschaften nach.

Solidarität verstehen wir als einen basalen sozialen Mechanismus wahrgenommener Zusammengehörigkeit und praktizierter Wechselseitigkeit. Solidarität ist Ausdruck des relationalen Charakters des Sozialen: Sozialität entsteht nicht erst durch den modernen „Gesellschaftsvertrag“, sondern ist immer schon Grundlage politischer Aushandlungsprozesse und ökonomischer Austauschbeziehungen. Insofern ist Solidarität auch weder als abstraktes Prinzip noch als bloßes Instrument politischer Sozialtechnologie hinreichend erfasst. Die sozialanalytische Pointe der Solidarität liegt vielmehr in ihrer praktischen Dimension. Das Projekt widmet sich solchen Praktiken der Solidarität, die in ihrer Intention wie in ihrem Effekt transnationalen Charakters sind. Untersucht werden sollen die sozialintegrative Kraft solidarischer Praktiken, die Bedingungen ihrer Möglichkeit, aber auch die Begrenzungen ihrer Wirksamkeit und ihre oft ambivalenten Wirkungen.

Das Gesamtprojekt ist Teil der vom BMBF geförderten Initiative:

„Zusammenhalt stärken in Zeiten von Krisen und Umbrüchen“


Practices of Solidarity:

Structures and Dynamics of Transnational Solidarity in the 20th and 21st Centuries

Solidarity is a key concept of the present – and a central problem of the future. In view of their cross-border interdependencies, it is controversial how modern societies should distribute scarce goods fairly. The collaborative project investigates transnational practices of solidarity and their normative foundations. What exactly does solidarity mean in the face of (global) crisis phenomena? What has remained of the ‘tenderness of peoples’ that Che Guevara once dreamed of? Did it ever exist? Can it be lived in a new way today? And which conflicts arise around the ‘practices of solidarity’? Historians, philosophers and sociologists from Augsburg and Munich, in cooperation with partners from (inter-)national organisations, (trans-)local NGOs and trade unions, jointly reflect on this issue.

We understand solidarity as a basic social mechanism of perceived relatedness and practiced reciprocity. Solidarity is an expression of the relational character of the social: Sociality does not only emerge through the modern ‘social contract’, but has always been the basis of political negotiation processes and economic exchange relations. In this respect, solidarity is neither adequately understood as an abstract principle nor as a mere instrument of social technology. The socio-analytical core of solidarity lies rather in its practical dimension. The project is dedicated to practices of solidarity that are transnational in their intention and effect. The aim is to examine the integrative power of solidarity practices, the conditions of their possibility, but also the limitations of their effectiveness and their often ambivalent consequences.

The overall project is part of the BMBF-funded initiative:

‘Strengthening cohesion in times of crisis and upheaval’

Kooperationspartner

Prof. Dr. Stephan Lessenich

Ludwig-Maximilians-Universität München

Institut für Soziologie Konradstraße 6 80801 München stephan.lessenich@lmu.de
Prof. Dr. Michael Reder

Hochschule für Philosophie

Lehrstuhl für praktische Philosophie Kaulbachstraße 31a 80539 München   michael.reder@hfph.de
Prof. Dr. Dietmar Süß (Verbundkoordinator)

Universität Augsburg

Philologisch-Historische Fakultät Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Universitätsstraße 10 86159 Augsburg dietmar.suess@philhist.uni-augsburg.de

Teilprojekte

Solidarität mit Geflüchteten
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Solidarität in Europa
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Solidarität in der globalen Ökonomie
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  Team

Mirko Broll

LMU

München
Sophia Dafinger

Universität

Augsburg
Eva Fleischmann

LMU

München
Alexander Heindl

Hochschule für Philosophie

München
Prof. Dr. Stephan Lessenich

LMU

München
Prof. Dr. Michael Reder

Hochschule für Philosophie München

Kornelia Rung

Universität

Augsburg
Karolin-Sophie Stüber

Hochschule für Philosophie

München
Prof. Dr. Dietmar Süß (Verbundkoordinator)

Universität

Augsburg

Kontakt zu Praktiken der Solidarität

solidaritaet@philhist.uni-augsburg.de